Der Prototyp des Sachsen Wolfgang Stumph wird heute 60

In den Berliner Union-Filmstudios wird ein "Salto speziale" produziert

Strutz, Stankoweit, Stubbe: Wolfgang Stumph kennt man aus Kino und Fernsehen als "Prototyp des Sachsen". Dabei ist der Kabarettist und Schauspieler gar nicht aus dem Freistaat: Heute vor 60 Jahren wurde er im schlesischen Wünschelberg geboren. Die Flucht gen Westen endete für ihn und seine allein erziehende Mutter in Dresden.

"Ich habe mit ihr in einem Stadtteil gewohnt, in dem Schauspieler und Künstler lebten und mir künstlerischer Wind um die Nase wehte." Alle anderen Verwandten gingen nach Westfalen.

Kabarett spielt er schon in der Schule. Während der Kesselbauer- Lehre und dem Ingenieurpädagogik-Studium pflegt er seine Liebe zum Theater und Kabarett, bis es ihn endgültig in den Künstlerberuf drängt. Unter dem Namen "Lachkarte" gründet er als Schauspielstudent sein erstes eigenes Kabarett. In der Dresdner "Herkuleskeule" agiert er später als kritischer Kabarettist und wird vor der Wende als Sketchpartner von Gunther Emmerlich in der TV-Reihe "Showkolade" überregional bekannt.

Als Lehrer Udo Strutz erobert er 1990 in "Go Trabi Go" im Kino das Publikum im vereinten Deutschland. Die Geschichte der Ost-Familie, die mit dem Trabant von Bitterfeld nach Italien reist, wird zum Klassiker und auch die Fortsetzung um Trabi "Schorsch" und den "wilden Osten" zum Kassenschlager. Es folgt eine vielseitige Karriere im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Vor allem seine Sitcoms "Salto postale" und "Salto kommunale" im ZDF treffen Nerv und Lachmuskeln der Zuschauer - auch der Kommissar "Stubbe". Inzwischen stapeln sich in seinem Büro die Drehbücher. "Ich lehne vieles ab. Stumph kriegt man nur mit guten Themen." Zu seinem jüngsten Film "Eine Liebe in Königsberg" habe ihn ein Zeitungsbericht inspiriert. "Ich bin ein Einzel- und Schlüsselkind gewesen, ohne Vater aufgewachsen. Da kann ich diese Sehnsucht und Suche nach den Wurzeln verstehen." Der Film erzählt von der Reise eines Bauunternehmers in seine ostpreußische Heimat. Für Stumph war es ein faszinierendes Projekt, das seinem Credo entspricht. "Ich will immer Themen, die neugierig machen. Ich möchte sie suchen und finden und damit überraschen." Nach Möglichkeit dabei ist sein Alter Ego mit Anfangsbuchstaben "St". "Die Figuren stehen für Themen, die mich beschäftigen. Wo St drauf steht, ist auch Stumph drin." Bisher in drei Kinofilmen, rund 100 TV- Produktionen und zahlreichen Bühnenprogrammen. Zum 60. wird ein "Salto Speziale" mit Stumph als Postbeamter Stankoweit aufgenommen - mit den "Amts"-Kollegen Hans-Jürgen Schatz, Achim Wolff und der gerade 90 gewordenen Christel Peters (Sendetermine 5.2., 12.2., 26.2., jeweils 21.45 Uhr, ZDF).

Ab 60 möchte sich "Stumpi" mehr Zeit für den Genuss nehmen. "Ich möchte alles, nach dem ich Sehnsucht habe, verdoppeln - Freunde, Familie, Lesen, sportliche Betätigung." Nach Jahren mit 80 Tourneen und Gastspielen wird dann auch Schluss mit Ensemblekabarett sein. "Am 4. Mai ist die letzte Vorstellung in der Komödie in Dresden", sagt er. "Soloprogramme statt Ensemble-Tourneen, weniger ist mehr." Es werde auch keinen dritten Teil von "Job seines Lebens" oder "Go Trabi Go" geben. "Das Niveau halten ist schwerer als einen einmaligen Erfolg zu erreichen."

Einzig Kommissar Stubbe ermittelt weiter. Seit 1995 steht dabei auch Tochter Stephanie als Stubbes Filmtochter vor der Kamera. Die 21-Jährige studiert Schauspiel in Leipzig und ist Mitglied des Schauspielstudios Dresden - wie einst der Papa. Der engagiert sich auch gesellschaftlich, sammelt für ein Kinderheim in Sachsen oder die Dresdner Kinderhilfe, arbeitet im Förderkreis für krebskranke Kinder und ist seit 2000 offiziell Unicef-Botschafter. "Ich habe Glück gehabt mit dem, was mir angeboren oder gelehrt wurde." Der mehrfach preisgekrönte Mime, der weder Manager noch PR-Agent hat, meidet das Scheinwerferlicht. "Ich kann es nur mit viel Peinlichkeit ertragen, im Mittelpunkt zu stehen", sagt er. "Lieber mache ich für andere eine Überraschung, das könnte ich stundenlang." Auch deshalb hat sich der Jubilar einer Gala versagt. "Ich will Freude haben, indem ich anderen eine Freude mache."

dpa

MAZ exklusiv, 31.01.2006


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