Stubbes und Stumpis Herzensangelegenheiten

Gleich zwei gute Gründe führten TV-Star Wolfgang Stumph dieser Tage nach Berlin: Zum einen zeigte er zum ersten Mal in einer öffentlichen Filmvorführung seinen nächste »Stubbe«-Film und diskutierte im Anschluss über das im Film dominierende Thema Rechtsradikalismus. Und zum anderen kam er in die SUPERillu-Redaktion, weil ihm seit der GOLDENEN HENNE etwas schwer auf dem Herzen liegt... Von Dana Ott/Susi Groth Als Publikumsliebling Wolfgang Stumph am 30. September seine vierte GOLDENE HENNE entgegennahm, hielt er keine der üblichen Dankesreden. Er nutzte diese Plattform, um Politik und Gesellschaft daran zu erinnern, dass man viel mehr für die Jugend tun müsse. Man müsse ihre Probleme ernster nehmen, ihnen zuhören und Perspektiven geben, sonst würde man sie an die falschen Leute, die vorgeben, für sie dazu sein, verlieren... Mord im rechtsradikalen Milieu Dass dieses Thema wirklich eine echte Herzensangelegenheit des Schauspielers ist, zeigt auch sein neuester Film »Sonnenwende« (21.11. 2009, 20.15 Uhr, ZDF), der Teil seiner erfolgreichen Krimireihe »Stubbe – Von Fall zu Fall« ist. Hauptkommissar Stubbe ermittelt diesmal in der fiktiven Kleinstadt »Elbermünde«, in der ein Vietnamese unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt. Die Einwohner sehen den Mord im Milieu der Zigarettenmafia, doch Stubbe ermittelt und bald scheint ein ausländerfeindlicher Hintergrund sehr viel wahrscheinlicher. Denn Elbermünde ist ein Ort, der durch und durch von rassistischem Gedankengut infiltriert ist, dem sich nur eine kleine Gruppe mutiger Andersdenkender entgegenstellt. Politik trifft Film Weil »Stumpi« dieser Film und seine Botschaft so wichtig ist, organisierte er gemeinsam mit dem ZDF wenige Tage vor Ausstrahlung eine öffentliche Vorführung mit anschließender Podiumsdiskussion unter dem Motto »Fiction meets Politics«. Die 150 anwesenden Medienvertreter und interessierte Studenten zeigten sich vom Film sehr bewegt. Bei der anschließenden Diskussion stellten sich Vertreter aus Politik und Fernsehen dem Thema Fremdenhass und Zivilcourage. Neben dem Hauptdarsteller Wolfgang Stumph nahmen auch der Autor und Regisseur des Films Peter Kahane, der Experte für Rechtsextremismus Bernd Wagner, Generalsstaatsanwalt Erardo Ch. Rautenberg und Bundesinnenminister Thomas de Maizière teil. Sie diskutierten über die Wurzeln des Rechtsextremismus bis hin zu Wegen, wie sich jeder Einzelne dieser radikalen Strömung widersetzen kann. Mehr Einsatz für die Jugend Für Stumph ist die Hinwendung junger Menschen zu rechtsradikalen Gruppierungen ein indirekter Hilfeschrei. „Die lassen sich von diesen »Rattenfängern« einfangen, weil die Gesellschaft sie und ihre Probleme nicht ernst genug nimmt. Ihnen fehlen Vorbilder, an denen sie sich orientieren können.“ Außerdem war es dem Schauspieler sehr wichtig, dass dieses Problem nicht nur als rein ostdeutsches, sondern gesamtdeutsches wahrgenommen und bekämpft wird. Stumph: „Es tut mir weh, wenn immer mit dem Finger nur auf uns Ostler gezeigt wird.“ Nach der Diskussion ließ es sich der Schauspieler nicht nehmen, mit einem Gläschen Rotwein in der Hand, noch bis Mitternacht mit den anwesenden Studenten weiter zu diskutieren. Nachträgliche Danksagung Und weil er für nun sowieso gerade in Berlin war, schaute der Dresdner einen Tag später in der SUPERillu-Redaktion vorbei. Doch er kam nicht nur, um Hallo zu sagen. Seit der Goldenen Henne liegt Stumpi etwas auf der Seele. Er wollte schon lange Danke sagen. „Ich werde jetzt endlich was los, was mich seit der Auszeichnung mit der vierten Goldene Henne mit Scham bewegt. Ich habe mich in meiner improvisierten Rede damals gar nicht bei der Wertschätzung der Leute, die für mich gestimmt haben, bedankt. Deshalb möchte ich heute die Chance nutzen, um mich heute endlich ganz ganz herzlich für die Gunst der Zuschauer und Leser bedanken. Und dass wir uns gegenseitig – per Bildschirm und Zeitschrift – auch weiterhin die Treue halten. Und ich gebe mir Mühe, mit meiner Arbeit, diese Gunst nicht zu enttäuschen. Darauf können Sie sich verlassen.“ Und dass er sich wirklich große Mühe gibt, davon kann sich jeder am 21. November überzeugen, wenn Kommissar Stubbe seinen 36. Fall löst. Im November, Dezember und Januar sind Sie in drei außergewöhnlichen Stubbe-Filmen zu sehen... Ja! Wir kommen mit drei Filmen zu verschiedenen Themen, die uns alle berühren: Vergangenheitsbewältigung, Alzheimer und Rechtsradikalismus. Ich denke, mit dieser Trilogie ist uns ein wirklich guter Jahrgang gelungen. Im nächsten »Stubbe« lösen Sie einen Mordfall im rechtsradikalen Milieu. Eine Problematik, die Sie selbst auch beschäftigt? Ja! Wie viele Künstler setze ich mich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und für Zivilcourage ein. Und ich fordere auch dazu auf, die Ursachen, warum sich Menschen radikalen Gruppierungen überhaupt zuwenden, zu erforschen. Haben Sie denn eine Vermutung, woran das liegt? Ja! Ich denke, bei jungen Menschen ist es auch ein indirekter Hilfeschrei: Wenn die Gesellschaft mich nicht braucht, mich chancenlos lässt, dann wende ich mich eben denjenigen zu, die vorgeben, mich ernst zu nehmen. Meinen Sie, die Politik ist da aktiv genug? Nein! Wie ignorant Politik sein kann, hat sich am 13. Februar in Dresden gezeigt, als sich Tausende Menschen, junge Dresdner und Gäste, dagegen gewehrt haben, dass der Gedenktag an die sinnlose Bombardierung Dresdens von Nazis missbraucht wird. Kein einziger Landes- oder Kommunalpolitiker hat auf dem Theaterplatz sein Gesicht gezeigt.

18.11.2009

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